Elvira Zeißler - Dunkles Feuer, Literatura po niemiecku

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Elvira Zeißler
Dunkles Feuer
BookRix GmbH & Co. KG
81675 München
Prolog
»Ich habe Angst!« Der schrille Schrei seiner Tochter riss ihn aus
seinen Gedanken. Graf Lerouge sprang hoch und hatte schon fast
die Tür erreicht, als er eine unbekannte Männerstimme erwidern
hörte: »Du musst es tun, du musst! Dann bist du auf ewig bei mir.
Spring!«
Ohne inne zu halten, eilte der Graf, von seinem Kammerdiener ge-
folgt, zum angrenzenden Zimmer seiner Tochter. Als er keuchend
durch die halb offene Tür in Annes Kammer stürmte, brauchte er
einen Augenblick, um die grausige Situation zu erfassen. Seine
Tochter stand unsicher am offenen mannshohen Fenster, anschein-
end in der Absicht, sich zwei Stockwerke tiefer auf den gepflaster-
ten Hof zu stürzen. Ihre Augen waren panisch geöffnet und ihre
Hände so fest in den Fensterrahmen gekrallt, dass die Knöchel weiß
hervortraten. Ihr wirrer Blick ging pausenlos zwischen dem unter
ihr liegenden Hof und ... einem Fremden hin und her.
Mit einem Schaudern erkannte der Graf, dass dieser unheimliche
Fremde mit vor Erwartung glänzenden Augen und einem merkwür-
dig verzerrten Gesicht nur darauf zu warten schien, dass seine
Tochter aus dem Fenster sprang.
Mit flatternden Haaren und völlig verstört wandte Anne sich wieder
dem Fenster zu. »Liebster, ich komme!«, murmelte sie schließlich
fieberhaft.
»Anne, nein!« rief der Graf erschrocken und stürmte nach vorn.
Gerade noch rechtzeitig schaffte er es, seine Tochter an der Taille
zu packen und sie von dem Fenster fortzuziehen.
Während dessen eilten weitere Bedienstete durch den Lärm
alarmiert herbei. Auf einen Wink des Grafen hin nahmen sie den
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Eindringling fest, der nicht einmal den Versuch unternahm, sich zu
widersetzen. Er stand einfach nur ruhig da, mit einem hämischen
Lächeln auf den Lippen, beinahe so, als bemerkte er die ihn festhal-
tenden Männer gar nicht. Sein Blick war ununterbrochen auf Anne
gerichtet - er schien sie durch diesen Blick in seinen Bann zu
ziehen, sie seinem Willen untertan zu machen. Selbst die Um-
stehenden konnten die unsichtbare, aber kräftige geistige Brücke
spüren, die er mit seinem Blick zwischen sich und Anne aufbaute.
Unsicher blickten die Männer den Grafen an. Sie waren dem Frem-
den zahlenmäßig weit überlegen und dennoch machte er sie nervös.
Sogar sie schienen die von dem Mann ausgehende Macht zu
spüren. Und etwas Anderes, das ihn trotz der Furcht, die er ihnen
einflößte, faszinierend und auf eine finstere Art anziehend machte.
»Schließ das Fenster«, befahl der Graf seinem Kammerdiener. Erst
dann traute er sich, die Hand seiner Tochter loszulassen. Er trat
entschlossen vor und schirmte seine Tochter vor den Augen des
Fremden ab. Als der Blickkontakt abbrach, sank Anne hinter ihrem
Vater bewusstlos zu Boden. Besorgt drehte er sich wieder zu seiner
Tochter um. »Sperrt ihn ein«, befahl er den Dienern. »Ich werde
mich später um ihn kümmern.« Dann nahm er seine Tochter sanft
in die Arme und trug sie aus dem Zimmer.
Sobald der Graf seine Tochter in Sicherheit gebracht hatte,
schwand das Lächeln des Fremden, und die leuchtende Kraft des
Blickes erlosch. Mit einem Stöhnen, das halb Enttäuschung und
halb verborgene Wut verriet, entwand er sich mit übermenschlicher
Kraft den ihn festhaltenden Armen und lief aus dem Zimmer. Die
verdutzten Männer hielten einen Augenblick inne, bevor sie die
Verfolgung aufnahmen. Doch als sie es endlich taten, war es zu
spät. Der Fremde war spurlos verschwunden.
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